PC - Weekly 2022 KW 40

Marktdaten / Marktüberblick

Aktien – USA

Renditeanstiege und Kursverluste:  Bereits in der Woche zuvor gab es eine Zinsanhebungsreihe, bei der die Schwedische Reichsbank mit einer Zinserhöhung um einen Prozentpunkt auf 1,75% überraschte, während die Bank of England mit nur 0,5 Prozentpunkten auf 2,25% „hinterherhinkte“, denn die Fed gab Tags zuvor am 21. September mit einer weiteren Leitzinsanhebung um 0,75 Prozentpunkte auf 3,00 bis 3,25 % den Takt vor. Inflationsbekämpfung hat Priorität:
In der Pressekonferenz zur Zinsentscheidung vom 21. September sprach Fed Chairman, Jerome Powell, davon, dass die Fed ihre Leitzinsen ziemlich schnell anheben müsse.  Die Prognosen der geldpolitischen Entscheidungsträger in den USA gehen im Medianwert heuer noch von einer Fed Fund Rate von 4,4 % aus, gefolgt von 4,6 % im kommenden Jahr.  Die US-Auftragseingänge entwickelten sich im August noch besser als Volkswirte erwartet haben. Gleichzeitig fallen die Erstzulassungen zur Arbeitslosenunterstützung auf ein 5-Monats-Tief. Diese Entwicklungen trieben auch wieder die Staatsanleihenrenditen nach oben. Hinzukommt ein neuer Inflationsrekord in Europa, wo gleichzeitig auch der Ukraine-Krieg eine neue Eskalationsstufe erreicht. Nach einer Reihe von sogenannten „Referenden“ annektiert Russland einseitig Gebiete in der Südukraine. Fast zeitgleich mit der Fertigstellung der norwegischen Gaspipeline kam es zu mysteriösen Sabotagen der russischen Pipelines Nordstream 1 und 2. Die USA beschuldigen Russland, dessen Diplomaten jegliche Schuld von sich weisen. Diese Nachrichten wirken inflationstreibend infolge steigender Energiepreise. Die Angst vor einem „besonders kalten Winter“ in Europa steigt.

Unternehmen investieren: Die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter sind in den USA von Juli auf August um 0,5% gestiegen – stärker als der Markt erwartet hat. Ein Indiz dafür, dass die Unternehmensausgaben noch auf Expansionskurs sind, ist die Tatsache, dass die Bestellungen für zivile Investitionsgüter ohne Flugzeuge auf Monatsbasis um 1,3% stiegen. Auch ein Blick auf die Entwicklung in den ersten acht Monaten 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum zeigt eine solide Konjunkturverfassung mit leicht abschwächenden Tendenzen. Die Auslieferungen langlebiger Wirtschaftsgüter stiegen nämlich mit 11,3% stärker als die Auftragseingänge mit 10,9%. Filtert man den Rüstungsbereich heraus standen 11,7% Plus bei den Auslieferungen 10,9% bei den Auftragseingängen gegenüber.

Zu starker US-Arbeitsmarkt birgt Lohninflationsrisiko: Es herrscht keine klassische Rezession mit Nachfrageausfällen. Es gibt Engpässe unter anderem auch durch Personalmangel. Das zeigt sich auch in rückläufigen Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung und birgt Lohninflationspotenzial in sich, zumal im August in der Privatwirtschaft die durchschnittlichen Stundenlöhne gegenüber dem Vorjahreszeitraum bereits um 6,1% anstiegen. Die Daten für Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung wurden zuletzt nach unten revidiert und sanken in der am 24. September endenden Woche um weitere 16000 auf 193.000. Volkswirte rechneten mit 215.000.

Negative Gewinnüberraschungen mehren sich: Die prominente Liste der Gewinnenttäuschungen bei den großen US-Blue Chips wird länger. Die Inflation nagt an den Gewinnen. Zahlreiche Firmen geraten in eine Preis-Kostenschere. Das voraussichtliche Gewinnwachstum der S&P 500 Firmen bewegt sich im dritten Quartal voraussichtlich nur noch im niedrigen einstelligen Bereich und die enttäuschenden Firmen werden zunehmend berühmter. Also sind die niedrigen Bewertungen so mancher Firmen nur eine „Bewertungsfalle“, denn in der Realität bleiben die erwarteten Gewinne aus. In der vergangenen Woche war sogar Nike unter den Verlierern, denn die stark gestiegenen Lagerbestände muss das Unternehmen mit hohen Rabatten abbauen. Die Folgen: Im vergangenen Quartal war trotz Umsatzsteigerung um 4% der Gewinn im Vorjahresvergleich um 22% auf 1,47 Mrd. USD gesunken. Marktreaktion: 14,4% Wochenverlust. Noch zu Jahresbeginn war überall von Chipmangel zu lesen. Doch die Halbleiterindustrie befindet sich bereits in einer Rezession. Taiwanesischen Medienberichten zufolge wollen Kunden von TSMC Waferbestellungen für 2023 reduzieren bzw. verschieben und der chinesische Chipauftragsfertiger SMIC meldete bereits eine verringerte Auslastung, zumal Apple weniger iPhones herstellen möchte als zuvor geplant. Vergangene Woche enttäuschte Micron Technology, da an DRAMs und NAND Flashs infolge wegbrechender Nachfrage ein Überschuss vorhanden ist und die Preise einbrechen. Im dritten Quartal brach daher Microns Umsatz im Vergleich zum Vorquartal um gut 23% auf 6,64 Mrd. USD ein, und der Gewinn/Aktie um 43 % auf 1,49 Mrd. USD.

Aktien - Europa

Verbrauchervertrauen auf Talfahrt: Im laufenden Jahr hat sich die Stimmung der Konsumenten des Euroraums zunehmend eingetrübt. Der Economic Sentiment Indicator (ESI) der EU brach alleine im September gegenüber dem Vormonat um 3,5 auf 92,6 Punkte ein. Der langfristige Schnitt der Jahre 2000 bis 2021 lag bei 100. Die gesamtwirtschaftlichen Erwartungen haben sich also verschlechtert. Der ESI kombiniert Industrie, Bau, Einzelhandel, Dienstleistung und Konsum. Die Stimmung der Konsumenten fiel sogar auf ein Allzeit-Tief. Der ESI brach am stärksten in Deutschland, den Niederlanden, in Italien und Frankreich ein.

Westeuropa – Bewertungsabschlag gerechtfertigt: Westeuropa würde mit einer Einstellung russischer Erdgaslieferungen ein „Wirtschaftszusammenbruch“ drohen. Die Gaspipelines Nordstream 1 und 2 sind kaputt und aus den anderen Pipelines schwanken die täglichen Liefermengen aus Russland. Somit ist es auch kein Wunder, dass der DAX im laufenden Jahr bereits knapp 24 % an Wert verlor – und dies trotz massiver Dollaraufwertung (gut für den Export). Laut boerse.de liegt das DAX-KGV nur noch bei 11,5 (per 2.10.). Das wirkt zwar im ersten Augenblick günstig, ist aber eine Bewertungsfalle, denn im Verlauf einer Rezession werden zahlreiche DAX-Firmen Verluste und Gewinneinbrüche erleiden.

Aktien - Schwellenländer / Asien

Chinas Null-Covid-Strategie würgt Chinas Konjunktur ab: Zwar profizieren große staatliche Firmen bereits wieder von staatlichen Unterstützungen, doch der entsprechende Einkaufsmanagerindex stieg lediglich von 49,4 auf 50,1 Punkte und somit marginal auf den Wachstumslevel.  Der Einkaufsmanagerindex des Wirtschaftsmagazins „Caixin“ hingegen, der private und mittelgroße Unternehmen stärker erfasst, fiel von August auf September überraschend von 49,5 auf 48,1 Punkte und auch das Dienstleistungsgewerbe war stärker rückläufig. Bereits im Juli ging der IWF für China im Jahr 2022 nur noch von 3,3% BIP-Wachstum aus - nach 8,1% im Jahr 2021. Nimmt man die Gesamtheit der Entwicklungs- und Schwellenländer, so liegt deren Wachstum laut IWF heuer bereits bei -1,4% nach +6,7% im Vorjahr, da Russlands Wirtschaftsleistung voraussichtlich um 6 % zurückgeht.

Anleihen

Erneute Renditeanstiege bei Staatsanleihen: Nach einem geldpolitischen Straffungsreigen in der Vorwoche, dessen Höhepunkt in einer Leitzinsanhebung der Fed um 75 BP auf 3,00 bis 3,25 % lag blieben weitere Zinsanhebungserwartungen in den Märkten. Über 80 Notenbanken weltweit setzen selbst den restriktiven Inflationsbekämpfungs-Kurs der Fed fort. Doch der IWF warnt bereits vor einer Krise der Schwellenländer. Geldabflüsse rein in den US-Dollar könnten dort in mehreren Märkten zu massiven Zinsanstiegen und rückläufigen Aktienkursen führen, begleitet von Währungsabwertungen in zweitstelliger Größenordnung. Auch die Bank of England steht unter Leitzinsdruck, denn bei 9,9 % Inflation sind Leitzinsen jenseits aktueller 2,25% erforderlich. Das Pfund fiel gegenüber dem Dollar auf ein Rekordtief. In Europa muss dem festen Dollar Paroli geboten werden, zumal von August auf September die Inflationsrate von 9,1 auf 10% weiter anstieg – ein neuer Rekordwert. Die starken Leitzinsanhebungen auf mittlerweile 1,25% im Hauptrefinanzierungssatz verteidigte EZB-Präsidentin, Christine Lagarde: Der Zins am Ende des Zinserhöhungszyklus muss mit einem Inflations-Rückgang auf 2 % kompatibel sein und hängt u.a. auch von der wirtschaftlichen Lage ab. Die starken Zinsanhebungen betrachtet Lagarde bei einer Rede in Frankfurt „als den Versuch, die Verankerung der Inflationserwartungen abzusichern“, was sie wie folgt erklärt: „Werden die Zinssätze von einem außergewöhnlich niedrigen Level aus angehoben, sind Zinserhöhungen wirksamer, wenn sie auch Signaleffekte erzeugen, die die Erwartungen direkt beeinflussen“. Entsprechend dieser Stimmung und teils noch relativ solider Konjunkturnachrichten aus den USA sind binnen 14 Tagen in den USA die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen von 3,45 auf 3,83 % gestiegen und jene zehnjähriger deutscher Bundesanleihen von 1,75 auf 2,10 %. Laufzeitkongruente Papiere aus Großbritannien und Italien weisen bereits Renditen von je 4,08 bzw. 4,50 % auf und infolge einer Leitzinsanhebung der Schweizer Nationalbank von -0,25 auf +0,5 % werfen sogar zehnjährige Schweizer Staatsanleihen 1,15 % ab.

HY-Corporate Bonds – HY-Spreads preisen Abschwung ein: Die am ICE BofAML US High Yield Master II Option-Adjusted Spread gemessenen Risikoprämien von US-High Yield Corporate Bonds auf US-Treasuries sind gerade dabei, einen Abschwung einzupreisen. Ein Niveau von zwischenzeitlich 3,10 Prozentpunkten (20.1.22) war – wie angekündigt - schlichtweg zu niedrig! Mittlerweile weiteten sich die Spreads bis 5. Juli 2022 auf fast 6 Prozentpunkte aus – ein Level, der bereits einen starken Konjunkturabschwung einpreist. Doch dann folgte eine Gegenbewegung auf 4,21 Prozentpunkte (11. August) die mit einem volatilen Anstieg auf 5,50 Prozentpunkte (29.09.22) bereits beendet sein könnte, denn: Default Rates um die 1% sind im US-HY-Spektrum auf längere Sicht nicht haltbar. Rezessionsphasen erfordern deshalb höhere Spreads! Aus der Vogelperspektive betrachtet prägte sich im mehrjährigen HY-Spread-Chart eine runde Drehung bzw. Cup with a handle aus. Ein Überschreiten eines Levels von 6 Prozentpunkten könnte der Auslöser eines HY-Bond-Crashs sein. Deshalb sind risikante Unternehmensanleihen derzeit mit Vorsicht zu genießen.      

Edelmetalle und Rohstoffe

Edelmetalle stabilisieren sich kurzfristig: Trotz weiter steigender Dollarzinsen verzeichneten Gold, Silber und vor allem Palladium eine kleine Gegenreaktion ausgehend von einem niedrigen Preisniveau. Die Spannungen rund um Sabotage der Nordstream-Pipelines führen wieder zu vermehrter Edelmetall-Nachfrage. Noch jeweils 6,7 bzw. 8% auf Monatsbasis verloren haben die Preise der Ölsorten Brent und WTI nachdem die Wahrscheinlichkeit einer globalen Rezession zunimmt.

Währungen

Gegenbewegungen: Das Britische Pfund setzte zu einem kräftigen Rebound an, nachdem es ein Rekordtief zum US-Dollar erreichte. Gleichzeitig setzte auch im Währungspaar EUR/CHF eine Gegenbewegung ein. Wegen der anhaltend expansiven Geldpolitik der Bank of Japan wertete der Yen nochmals gegenüber dem Euro ab. Ihre Schwäche weiterhin fortgesetzt haben auch die Commonwealth-Währungen Kanadischer und Australischer Dollar. Ein Wirtschaftsabschwung ist schlecht für die Rohstoffpreise und somit auch für „Rohstoffwährungen“. Entsprechend stehen auch der Südafrikanische Rand und der Brasilianische Real unter Druck.

Diese WOCHE - worauf zu achten ist!

03.10.2022

USA: ISM verarbeitendes Gewerbe

04.10.2022

EUR: Erzeugerpreisindex

USA: FOMC Mitglied John C. Williams spricht

05.10.2022

EUR: S&P Global PMI Gesamtindex;

USA: ADP Beschäftigungsänderung, Warenhandelsbilanz, S&P Global PMI Dienstleistungen; S&P Global PMI Gesamtindex,

ISIM nicht-verarbeitendes Gewerbe

06.10.2022

EUR: Einzelhandelsumsätze, EZB-Accounts: Zusammenfassung geldpol. Sitzung d. Rates

USA: Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung, Folgeanträge Arbeitslosenunterstützung

07.10.2022

Japan: Führender Wirtschaftsindex

USA: Arbeitslosenquote; Erwerbsbeteiligungsquote, Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft, Durchschnittliche Stundenlöhne u. Wochenarbeitszeit

Galt in der Vergangenen Woche als positiver Markttreiber

In der abgelaufenen Woche weder ein eindeutig positiver noch eindeutig negativer Markttreiber.

Galt in der vergangenen Woche als negativer Markttreiber.

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