PC - Weekly 2022 KW 47

Marktdaten / Marktüberblick

Aktien – USA

Risikofreude steigt: Ein sich abschwächender Dollarindex bei gleichzeitig enger werdenden High Yield Spreads sowie einer Konsolidierung bei Edelmetallen und im Schweizer Franken deuten auf eine steigende Risikofreude der Anleger hin, was beispielsweise die zuletzt niedergeprügelten Emerging-Markets beflügelt.  Entsprechend auch die Entwicklung in der vergangenen Woche. Während der MSCI Emerging Market Index auf Euro-Basis fast 4% zulegte, verloren STOXX 600 rund 1%, und der S&P 500 auf Euro-Basis über 2%. Somit hält auch die relative Stärke des europäischen Aktienmarktes gegenüber dem S&P 500 weiter an. Hintergrund: Die Gewinne der europäischen Unternehmen entwickelten sich solider als erwartet und verbesserte Gewinn-Aussichten aktivieren internationale „Schnäppchenjäger“, deren Käufe teils einen kräftigen Rebound einleiteten. Ein Klassiker ist hier Adidas, deren Kurse nach Aussichten auf ein neues Management explosionsartig anstiegen. Generell profitieren europäische Exportunternehmen am noch immer hohen US-Dollar-Kurs. Die Abwärtsrevision der Konjunkturprognosen durch die EU-Kommission wird indessen als Signal verstanden, dass die EZB veranlassen könnte, ihre Leitzinsen nur noch in gemäßigtem Ausmaß anzuheben. Ähnliche Hoffnungen machen sich auch in den USA breit. In diesem Zusammenhang interessant ist ein Kommentar des EZB-Ratsmitgliedes, Ignazio Visco, wonach Argumente für einen weniger aggressiven Ansatz an Boden gewinnen. Es ist in diesem Umfeld nicht verwunderlich, dass sich die Renditen zehnjähriger US-Treasuries zuletzt in einen Bereich zwischen 3,70 und 3,87% eingependelt haben.

Frühindikatoren warnen vor Rezession: Die Konjunkturaussichten im Oktober trüben sich weiter ein. Zumindest zeigt ein Sammelindex wirtschaftlicher Frühindikatoren, veröffentlicht vom privaten Forschungsinstitut Conference Board, am Freitag den achten Rückgang in Folge, wobei dieser mit -0,8% gegenüber dem Vormonat stärker ausfiel als Analysten erwarteten. Hohe Inflation, steigende Zinsen und eingetrübte Aussichten am Bau und in der Industrie drücken auf die Wirtschaftsstimmung. Hintergrund: Der Sammelindex setzt sich aus 10 Indikatoren zusammen, wie zum Beispiel Auftragseingänge der Industrie, Verbrauchervertrauen, Baugenehmigungen und Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung.

Einzelhandelsumsätze stärker als erwartet: Auf Monatsbasis lag im Oktober das Wachstum der Einzelhandelsumsätze über den Analystenerwartungen. Auf Jahresbasis wuchsen die Umsätze im Handel und der Gastronomie im Oktober um 8,3% (September 8,6%). Während im Elektronik-Produktbereich das Minus bei 12,1% lag, profitierten Tankstellen an höheren Treibstoffpreisen mit einem Umsatzplus von 17,8%. Nahrungsmittel-Supermärkte und Nahversorger profitieren mit plus 7,6 bzw. 8%, während sich die Zuwächse bei Bekleidung und Sport/Freizeit mit je 3,1 bzw. 2,5% in engen Grenzen halten. Das bedeutet, dass sich infolge der Inflation der Konsum auf das Notwendigste konzentriert.

Schwache Earning Season: Per 18. November haben in etwa 94% der S&P 500 Unternehmen Zahlen für das dritte Quartal veröffentlicht, doch weniger Unternehmen als im 5- und 10-jährigen Durchschnitt veröffentlichten positive Gewinnüberraschungen. Generell liegen die Werte der Gewinnüberraschungen laut FactSet auffallend niedrig und betragen weniger als ein Drittel des zehnjährigen Durchschnitts. Mittlerweile sind auf Basis veröffentlichter und geschätzter Gewinne im dritten Quartal nur noch 2,2% Wachstum zu erwarten. Die höchste positive Gewinnüberraschung gab es mit rund 10% im Energiesektor, der von hohen Erdöl- und Erdgaspreisen profitiert, gefolgt vom Gesundheitssektor. Der Telekom-Bereich (Communication Services) schnitt hingegen mit einer aggregiert negativen Gewinnüberraschung im hohen einstelligen Bereich am schlechtesten ab.  

Generell fällt auf, dass die Gewinnerwartungen der Analysten im vierten Quartal 2022 sogar leicht rückläufig sind und sie auch in der ersten Jahreshälfte von stagnierenden Gewinnen ausgehen. Somit erscheinen selbst aktuelle Forward-KGVs im S&P 500, die in einer Größenordnung um 17 unter dem fünfjährigen Durchschnitt liegen, noch nicht günstig. Die Gefahr liegt hier nämlich in einer Bewertungsfalle.

Aktien - Europa

10,6 % Inflation im Euroraum sind nun amtlich: Noch ein Jahr zuvor lag die Inflationsrate – also im Oktober 2021 – bei 4,1%. In der EU lag die jährliche Inflation bei 11,5 % gegenüber 10,9% im September (Vorjahresmonat, Oktober 21: 4,4%). Am niedrigsten waren die Inflationsraten in Frankreich (7,1%), Spanien (7,3%) und Malta (7,4%), die höchsten jährlichen Raten wurden in Estland (22,5%), Litauen (22,1%) und Ungarn (21,9%) gemessen. Im Oktober kam der höchste Beitrag zur jährlichen Inflation im Euroraum von Energie (+4,44 Prozentpunkte), gefolgt von „Lebensmitteln, Alkohol und Tabak (+2,74 PP). Energie und unverarbeitete Nahrungsmittel stiegen mit je 15,5 bzw. 41,5% am stärksten.

Siemens nach überzeugenden Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr auf Wochenbasis 8,3% Plus: Die Bank of America hob das Kursziel von 172 auf 179 EUR an, Einstufung: Buy. Begründung: Anhaltende Wachstums- und Margendynamik; Goldman Sachs bestätigte indessen seine Kaufempfehlung mit Kursziel 163 EUR. Siemens meldete im vierten Quartal eine Umsatzsteigerung von 17,44 auf 20,57 Mrd. EUR, während der Gewinn je Aktie von 1,43 auf 3,36 EUR stieg. Nach einer kräftigen Bilanzbereinigung im Zusammenhang mit 35 % der Anteile an Siemens Energy, die wegen ihres verlustreichen Windenergiegeschäftsunter Druck geriet, konnten die Aktionäre wieder aufatmen.

Aktien - Schwellenländer / Asien

Nachhall-Effekte der Corona-Politik: Trotz strikter Corona-Politik ist im Oktober die Zahl der Infizierten gestiegen was wie Sand im Getriebe der Wirtschaft wirkt. So ging der Einzelhandelsumsatz im Vorjahresvergleich um 0,5% zurück. Im September verzeichnete dieser noch einen Anstieg von 2,5%. Analysten rechnen noch mit einem Plus. Die Steigerung der Industrieproduktion verlangsamte sich von September auf Oktober von 6,3 auf 5,0%. Analysten hatten noch mit einem Plus von 5,3% gerechnet. Auch die Investitionen in Sachanlagen fielen schwächer aus. Mittlerweile ist fraglich, ob das von der Regierung angepeilte Wachstumsziel von 5,5% noch erreicht wird.

Anleihen

Kurze Verschnaufpause aber weiterhin Inflationsbekämpfung: Im Euroraum liegt die „amtliche“ Inflation bei 10,6% und laut EZB-Präsidentin, Christine Lagarde, sind aufgrund der zu hohen Inflationsraten weitere Leitzinsanhebungen erforderlich. O-Ton vor dem European Banking Congress in Frankfurt am Main: „Wir gehen davon aus, dass wir die Zinsen weiter anheben – und die Konjunkturförderung zu entziehen ist womöglich nicht ausreichend“. Eine weitere Kernaussage, die massive Leitzinsanhebungen impliziert: „Wir gehen davon aus, dass wir die Zinsen weiter auf das Niveau anheben werden, das nötig ist, um sicherzustellen, dass die Inflation rechtzeitig zu unserem mittelfristigen Ziel von 2% zurückkehrt“. Auf der anderen Seite gewinnt der Abschwung an Dynamik und andere Mitglieder des EZB-Rates plädieren dafür, sich mehr an aktuellen Wirtschaftsdaten zu orientieren. Immer mehr Marktteilnehmer rechnen mit Zinsanhebungspausen in den USA und Europa. Deshalb waren auf Wochensicht die Renditen zehnjähriger deutscher Bundesanleihen von 2,15 auf 2,01 % rückläufig. Laufzeitkongruente US-Treasuries wiesen eine Rendite von 3,79% (Vorwoche 3,81%) auf.

 

HY-Corporate Bonds – HY-Spreads preisen Abschwung ein: Die am ICE BofAML US High Yield Master II Option-Adjusted Spread gemessenen Risikoprämien von US-High Yield Corporate Bonds auf US-Treasuries sind dabei, einen Abschwung einzupreisen. Ein Niveau von zwischenzeitlich 3,10 Prozentpunkten (20.1.22) war – wie angekündigt – schlichtweg zu niedrig! Mittlerweile weiteten sich die Spreads bis 5. Juli 2022 auf fast 6 Prozentpunkte aus – ein Level, der bereits einen starken Konjunkturabschwung einpreist. Doch dann folgte eine Gegenbewegung auf 4,21 Prozentpunkte (11. August) abgelöst von einer volatilen Phase mit steigender Tendenz. Bis 17. November folgte dann wieder ein Anstieg auf 4,75 Prozentpunkte, der lediglich leicht höhere Ausfallsraten einpreist.

Edelmetalle und Rohstoffe

Rohöl und Edelmetalle unter Druck: Rezessionsgefahr in den USA und Europa und steigende Corona-Fälle in China sowie eine nachlassende chinesische Konjunktur drücken auf die Ölpreise. Auch bestehen Zweifel, ob die OPEC+ ihre Fördermenge tatsächlich im erwarteten Ausmaß zurückfährt. Die Edelmetallpreise hingegen stehen wegen steigender Risikofreude und latenter Gefahren erneuter Renditeschübe unter Druck.

Währungen

Risikofreude kehrt zurück, Gegenbewegungen finden statt: Unter neuer Regierungsspitze hat sich der Pfundkurs am Devisenmarkt wieder etwas beruhigt, und mit zunehmender Risikofreude der Marktteilnehmer ist aus dem Schweizer Franken vorerst die Luft nach oben draußen. Ebenfalls zum Euro etwas abgeschwächt hat sich der US-Dollar. Doch aus diesen Bewegungen können noch keinerlei Trendwenden abgeleitet werden.

Diese WOCHE - worauf zu achten ist!

21.11.2022

China: PBoC Zinssatzentscheidung

USA: Chicago nationaler Aktivitätsindex

22.11.2022

EUR: Verbrauchervertrauen

23.11.2022

EUR: S&P Global Einkaufsmanagerindex verarbeitendes Gewerbe und Dienstleistungen sowie Gesamtindex

USA: S&P Global Einkaufsmanagerindex Herstellung und Dienstleistungen sowie Gesamtindex; Auftragseingänge langlebiger Gebrauchsgüter; Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung, Folgeanträge Arbeitslosenunterstützung; Nicht militärische Investitionsgüter Aufträge ohne Flugzeuge, Verkäufe neuer Häuser; Reuters/Uni Michigan Verbrauchervertrauen und Inflationserwartung, FOMC-Protokoll

24.11.2022

EUR: EZB Accounts

25.11.2022

Japan: Inflationsdaten

Deutschland: BIP

Galt in der Vergangenen Woche als positiver Markttreiber

In der abgelaufenen Woche weder ein eindeutig positiver noch eindeutig negativer Markttreiber.

Galt in der vergangenen Woche als negativer Markttreiber.

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